Cajamarca – letzte Stunde der Inkas

Wir mussten in der Nacht um 2:30 Uhr aufstehen, da wir Punkt 3:00 Uhr von unserem Fahrer Michél abgeholt wurden. Auf der Strecke zwischen Leyembamba und Cajamarca wurde nämlich ein Straßenabschnitt von 6:00 bis 18:00 Uhr komplett wegen Asphaltierungsarbeiten gesperrt. Und wir mussten diesen Abschnitt unbedingt vor der Vollsperrung passieren, da es keine adäquate Ersatzroute durch diesen Gebirgszug gab.

Wir waren so müde, dass wir trotz der sehr kurvigen Straße immer wieder einnickten. Um 5:00 Uhr frühs stoppten wir plötzlich, da vor uns ein Erdrutsch die Straße blockierte und ein LKW, beim Versuch diesen zu überqueren, sich fest gefahren hatte!

Der LKW konnte glücklicherweise nach ca. 20 Minuten per Spitzhacke und mit Eimern befreit werden. So konnten nun auch wir die Gefahrenstelle passieren. Autofahren ist in den Anden schon ein ziemlich abenteuerliche Sache! Durch die Verzögerung kamen wir erst kurz vor 6:00 Uhr an der Baustelle an und mussten um unsere Weiterreise bangen. Glücklicherweise fand Michél die richtigen Worte, so dass uns der Bauarbeiter, welcher die Straßensperre bewachte, passieren ließ. Danach konnten wir erstmal in Ruhe unser Frühstück-to-Go genießen.

Kurz nach 10:00 Uhr kamen wir in Cajamarca auf 2750 Höhenmetern an. Die Innenstadt war total verstopft und es ging nur mit Hupen und Drängeln langsam voran. Michél brachte uns netterweise trotzdem direkt zum Hotel. Nach der Verabschiedung von unserem Fahrer und einer kurzen Wartezeit in der Hotellobby, durften wir auch bald unser Zimmer beziehen.

Nach ein wenig Erholung besuchten wir am Nachmittag die Innenstadt von Cajamarca. Hier war gerade eine Competition von verschiedenen Künstlern im Gange. Einige zeichneten bunte Gemälde und andere wetteiferten bei der Schaffung von Holzskulpturen.

Auf den Straßen gaben Musiker Konzerte, bei welchen sich Passanten versammelten und spontane Tanzeinlagen gaben.

Auch am Abend spielte eine Kapelle auf dem Hauptplatz und unzählige Leute versammelten sich drum herum. Jessi wurde sogar zum Tanzen aufgefordert und hatte sichtlich Spaß daran.


Unser neuer Reiseleiter Carlos holte uns am nächsten Morgen im Hotel ab. Die Fahrt ging zum Kuntur Wasi, einem ehemaligen Tempelkomplex der von 1200 bis 50 v. Chr. bewohnt war.

Errichtet wurde diese Tempelanlage auf einer Bergkuppe mit einem gewaltigen Wasserbecken für rituelle Zwecke.

1989 wurden von japanischen Wissenschaftlern fünf Grabmäler ausgehoben. Die Grabbeigaben konnten wir im zugehörigen Museum begutachten. Allerdings gab es dort ein striktes Fotografierverbot. Wie wir im Museum erfuhren, war die Erbauung der Tempelanlage von vier Phasen geprägt. Dabei wurden jeweils die alten Anlagen mit neuen Gesteinsblöcken überbaut und in der letzten Phase der Tempel nach Süden hin erweitert.

Am Nachmittag besuchten wir dann ein, von einer Genossenschaft umgestaltetes, Gebiet namens Granja Porcón. Auf dem Porcón-Bauernhof gibt es, neben den landwirtschaftlichen Nutzflächen, einen schönen Zoo. Hier kann man mitunter viele heimische Tierarten (wie z. B. den Kondor) begutachten.


Den darauf folgenden Tag machten wir einen Ausflug nach Cumbemayo, einer archäologischen Stätte auf etwa 3500 Höhenmetern. Auf dem Weg dorthin hatten wir einen guten Ausblick auf die hiesige Goldmine (siehe Bild unten, das türkisblaue Becken am Horizont). Diese Goldmine ist eine der profitabelsten der Welt. Allerdings auch eine große Belastung für die Umwelt und für die örtliche Bevölkerung. So wird die Mine u. a. mit einer ansteigenden Anzahl von Leukämie-Erkrankten in Verbindung gebracht.

Bei der Auffahrt in unserem Kleinbus namen wir eine alte Freundin von Carlos ein Stück mit. Diese Frau war eine typische Peruanerin und erklärte sich freundlicherweise dazu bereit, dass wir ein paar Foto mit ihr zusammen machen durften.

Als wir unserem Ziel näher kamen, erkannten wir von Weitem den Steinwald, welcher umgangssprachlich auch als „Castle“ bezeichnet wird.

Am Steinwald angekommen, zwängten wir uns durch einen schmalen Spalt, in einer Felswand aus Vulkangestein. Das war für den Anfang schon recht abenteuerlich!

Auf der anderen Seite angekommen konnten wir dann nach einem kurzen Spaziergang den faszinierenden Steinwald durchqueren und dabei tolle Bilder machen.

Ein paar einheimische Frauen verkauften hier allerlei Süßigkeiten und Snacks. Für einen Sol Trinkgeld durften wir auch eine Verkäuferin ablichten.

In Cumbemayo gibt es nicht nur den faszinierenden Steinwald, sondern auch ein Aquädukt, welches vermutlich um 1500 v. Chr. errichtet wurde. Es war ursprünglich insgesamt fast 9 km lang. Allerdings diente das Aquädukt nicht der Agrarwirtschaft, sondern vermutlich nur zeremoniellen und religiösen Zwecken. Denn die hier lebende Präinka-Kultur betrieben eine Form der Wasseranbetung. In dem Aquädukt gibt es auch einige Petroglyphen, welche in den Stein eingearbeitet wurden. Was diese aber genau bedeuten, kann von Archäologen nur vermutet werden.

Auch an diesem Tag steuerten wir am Nachmittag noch ein zweites Ausflugsziel an: die Fenstern von Otuzco. Dies ist eine, in den Fels gearbeitete, Grabstätte aus der Präinka-Zeit ist. Welche Techniken dabei angewendet wurden ist auch heute noch weitgehend unbekannt.

Auf dem Gelände bekamen wir für 50 Céntimos, das Stück, frische Kaktusfrüchte angeboten. Diese süßen Früchte werden auch als stachelige Birne oder Thunfisch bezeichnet und sollen u. a. hilfreich bei Nierenleiden sein.


Am darauf folgenden Tag machten wir mit Carlos einen Stadtrundgang durch das Zentrum von Cajamarca.

Vom Plaza de Armas (koloniales Stadtzentrum) zum Cuarto del Rescate (Lösegeldraum). Laut Legende ließ hier der letzte Herrscher des Inka-Reichs Atahualpa ein Zimmer mit Gold und ein weiteres zweimal mit Silber bis zu seiner ausgestreckten Handspitze füllen, um sich von den Spaniern freizukaufen. Die Konquistadoren unter Francisco Pizarro hielten allerdings ihr Versprechen nicht und richteten Atahualpa 1533 schließlich hin. Dieses Ereignis stellte einen entscheidenden Wendepunkt für den Niedergang des Inka-Reiches dar.

Anmerkung: Zur Schlacht von Cajamarca gib es übrigens einen sehr interessanten und ausführlichen Wikipedia-Artikel unter https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Cajamarca

Danach besuchten wir die Iglesias Belén Kirche (Bethlehemskirche) und das Conjunto monumental de Belén – einem ehemaligen Krankenhaus für Arme und jetztigem Museum. In diesem Museum gab es einige Replikate der Fundstücke zu sehen, die in Kuntur Wasi und anderen Prä- Inka Stätten ausgegraben wurden.

Außerdem kann man hier zeitgenössische Kunst des aus Cajamarca stammenden Malers Andrés Zevallos bestaunen. Seine Bilder behandeln vielmals das schwere Leben der Landbevölkerung in dieser Andenregion.

Als letzte Station besuchten wir den Mercado Central und ließen uns vom bunten Markttreiben verzaubern.

Nun verabschiedeten wir uns von unserem Guide Carlos und schlenderten selbst noch ein bisschen durch die Gassen. Dabei kaufte sich Jessi einen landestypischen Sombrero, wobei wir leider wenig Handelsgeschick bewiesen. Und unsere schlechten Spanischkenntnisse erschwerten es uns zusätzlich mit dem Verkäufer zu feilschen.

Später, am Nachmittag, fuhren wir mit einem Sammeltaxi zu den Baños del Inca (dem Inka Bad). Dort konnten wir uns in einem privaten Warmwasserbecken und bei einer Massage gut entspannen.

Am Abend trafen wir uns nochmal mit Carlos auf einen Drink in der Innenstadt. Der Traubenschnaps Pisco wurde kontinuierlich ausgeschenkt und die Gespräche mit ihm und seinen beiden Begleiterinnen wurden immer ausgelassener, trotz aller Sprachbarrieren. Allerdings unterschätzen wir die Wirkung des Alkohols auf über 2700 Höhenmetern und so endete der gesellige Abend früher als geplant.

Den nächsten Tag nutzen wir um ein bisschen im Cerro Santa Apolonia Park zu relaxen und auszukatern. Um 21:00 Uhr wurden wir dann von einem Taxi zum Busterminal gebracht, an welchem die Übernachtfahrt nach Trujillo um 22:00 Uhr pünktlich los ging.

Ein Gedanke zu “Cajamarca – letzte Stunde der Inkas

  1. Hallo Ihr Beiden, schöne Bilder, es ist echt eine ganz andere, aber sehr bunte Welt. Die Menschen sehen glücklich und liebenswert aus. Das Obst und Gemüse ist echt vielseitig und sieht voll appetitlich aus. Weiterhin viel Spaß.
    Danke wir dürfen immer ein bissel dabei sein.
    Fuehlt Euch lieb gedrückt!!!!

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