Nach ca. 6,5 Stunden kamen wir gegen um sieben Uhr abends in Chiclayo an. Mittlerweile war es schon dunkel geworden. Bei der Gepäckrückgabe drängelten sich einige Peruaner geschickt vor uns. So war diese etwas stressig, zumal der Bus sich knapp neben andere Busse stellte und es ziemlich eng war. Mit unseren schlechten Spanischkenntnissen war es recht schwierig uns zurecht zu finden. Es gab viele Taxifahrer, welche vor dem Terminal warteten. Wie wir dann aber bemerkten, stand unser Abholtaxi leider nicht bereit und so musste Jessi mit der Reiseleitung telefonieren. Denn für die nächsten Tage hatten wir uns eine geführte Rundreise durch den Norden Perus gebucht. Wir warteten schließlich noch eine halbe Stunde im Terminal, bis unser Fahrer dann endlich eintraf. Er brachte uns dann sicher zum Hotel. Im Vergleich zu deutschen Verhältnissen ist die Verkehrsführung hier echt chaotisch und es wir gehupt und gedrängelt, was das Zeug hält. Als Fußgänger hat man es in den Städten auch nicht gerade leicht. Ein echt krasser Gegensatz zu Kanada.
Am darauffolgenden Morgen begann für uns eine geführte Museumstour. Die erste Station war die archäologische Stätte Huace Rajada auch bekannt als Sipán.
Die Stadt Sipán existierte von ca. 50 – 700 n. Chr. in der Moche-Zeit. Das einzige was man von der Stadt noch sieht ist eine Pyramide aus ungebrannten Lehmziegeln, welche durch das El Niño-Phenomäns mittlerweile stark erodiert ist.
Im angrenzenden Mausoleum wurden ab 1987 Ausgrabungen vorgenommen und u. a. das Grab des Lords von Sipán mit seinem Gefolge entdeckt. In den folgenden Bildern sieht man eine Rekonstruktion des Grabes.
Als der Lord von Sipán gut 600 n. Chr. starb, musste auch sein Hofstaat das Zeitliche segnen. Der Moche-Herrscher (Bildmitte) wurde zusammen mit seiner Ehefrau (Skelett unten), seiner Mätresse (Skelett rechts), seinem Armeechef (Skelett links) und dem Hohepriester (Skelett oben) beerdigt. Da diese Kultur an ein Leben nach dem Tod glaubte, wurde der Herrscher mit allen seinen weltlichen Besitztümern vergraben. Zudem befanden sich in den zahllosen Keramiken Speisen und Getränke, um das Leben in der Unterwelt erträglicher zu machen. Als Führer in das Reich der Toten wurde ein 10jähriger Knabe auserkoren, dessen Gebeine in der oberen rechten Bildecke (Bild unten) sitzend zwischen den Tonkrügen zu erkennen sind. Die beiden Grabwächter auf dem oberen Bild lassen sich ebenfalls gut erkennen, denn diesen Skeletten fehlen die Fußknochen – man wollte ihnen nicht die Möglichkeit geben, ihren Posten frühzeitig zu quittieren.
Im Mausoleum von Huace Rajada wurden über die Jahre hinweg noch viele weitere Mumien entdeckt, beispielsweise die Skelette von einem Hohepriester mit seinen zwei Ehefrauen. In den tieferen Erdschichten wurde ein früherer Herrscher von Sipán gefunden (Bild unten).
Dieser Herrscher trug noch die Insignien aller drei Machtbereiche (Priesteramt, Militäroberbefehlshaber und weltlicher Führer) bei sich, was den Schluss nahelegt, dass die Gewaltenteilung erst später eingeführt wurde. Die Dezentralisation der Staatsgewalt auf mehrere Individuen hat wahrscheinlich dazu beigetragen, dass dieses Herrschergeschlecht mehrere hundert Jahre an der Macht geblieben ist. Zeugnis darüber gibt eine Genanalyse, wonach der „alte Sipánherrscher“ blutsverwandt mit dem neuen Lord of Sipán ist!
Im nebenan gelegenen Museum sind viele Artefakte aus der Moche-Zeit ausgestellt, die bei den letzten Ausgrabungen gefunden worden.
Der Eulenmann war das spirituelle Oberhaupt und engster Vertrauter des Lords. Die Figur des Eulenmanns taucht in vielen Artefakten auf.
Ebenso diese sterblichen Überreste eines hohen Militärs aus der Moche Zeit um 700 n. Chr. Die Motive seiner Grabbeigaben ähneln sehr denjenigen, die beim Herrscher von Sipán gefunden wurden.
Diese Kette aus Katzenköpfen wurde in vergleichbarer Form auch beim Lord von Sipán gefunden, mit dem Unterschied, dass dieses Artefakt komplett aus Gold gefertigt war.
Diese Präinka-Kultur hatte wahre Meister in der Herstellung von Keramikgefäßen. Überhaupt gab es schon in diesen Kulturen viele ausgebildete Spezialisten für verschiedene Bereiche.
Die folgenden Gefäße waren ausschließlich für rituelle Praktiken hergestellt, wie z. B. der Vorhersehung der Zukunft.
Als nächsten Punkt der Museumstour besuchten wir mit unserm Guide das Museum Tumbas Reales de Sipán
in Lambayeque. Das Museum enthält die wichtigsten Artefakte, die ab 1987 in Huaca Rajada gefunden wurden und zählt zu den 10 besten Museen der Welt. Darunter die originalen Artefakte des Lords von Sipán.
Die Kunstfertigkeit der Ausstellungsobjekte ist wirklich atemberaubend. Viele der dort zur Schau gestellten Schmuckstücke befanden sich bei der Bergung in sehr schlechtem Zustand. Beispielsweise hat die Restauration einer Kette aus mehreren tausend Korallenstücken fast fünf Jahre gedauert.
Leider können wir hier keine Bilder dieser fantastischen Artefakte zeigen, denn vor unserem Besuch dort mussten wir alle Kameras und Handys abgeben, da im Museum ein striktes Fotografierverbot besteht.
Zum Abschluss der Museumstour fuhren wir wieder in den Norden Chiclayos, zu den Pyramiden von Túcume.
Diese Pyramiden, die eher mit Tempelbergen vergleichbar sind, wurden von der Lambayeque-Kultur um 1000 n. Chr. aus ungebrannten Lehmziegeln errichtet. Sie wurden für religiöse Rituale genutzt und dienten der Elite als Machtzentrum. Die Tempelanlagen entstanden um den heiligen Berg „La Raya“ herum und wurden selbst durch die späteren Eroberervölker der Chimú und der Inka kontinuierlich erweitert. Erst mit der Kolonialisierung durch die Spanier (zwischen 1532 und 1547) wurde diese Heilige Stätte dem Verfall Preis gegeben.
Durch Erosionen in Folge von El Niño, sind von den Tempelanlagen nur noch Pyramidenüberreste übrig.
Am Abend machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch die Innenstadt von Chiclayo.
Zurück im Hotel gönnten wir uns im hauseigene Restaurant wieder ein gutes typisches peruanisches Abendessen (mit Chevice).
Am nächsten Morgen wurden wir von Carlos (unserem Fahrer für diesen Tag) vom Hotel in Chiclayo abgeholt. Die Fahrt ging weiter nach Cocachimba und sollte 8 Stunden dauern. Trotzdem war die lange Fahrt sehr angenehm, da Carlos sehr zuvorkommend war. So hielten wir des öfteren bei schönen Spots um Fotos zu machen oder machten Pausen um uns die Beine zu vertreten.
Die Straßenverhältnisse waren teilweise sehr krass, im Vergleich zu dem was wir so gewohnt sind. So musste unser Fahrer mit schlechter (bzw. keiner) Asphaltierung, Gesteinsbrocken auf der Fahrbahn und Wasserläufen auf der Strecke zurechtkommen. Die Wasserläufe kamen durch die anhaltenden Regenfälle der letzten Wochen zu stande.
Fast am Ziel unserer Tagesreise angekommen, hielten wir ein letztes Mal, um den Gocta Wasserfall aus der Ferne auf Bildern festzuhalten. Dieser sollte für den nächsten Tag unser Wanderziel sein.
Am späteren Nachmittag kamen wir an unserer Unterkunft an. Dort wurden wir von fünf Hunden, einer Katze und zwei herzlichen Frauen freudig begrüßt.
Hier erwartete uns ein riesiges Hotelzimmer mit Panoramablick auf den Gocta Wasserfall. Es war einfach atemberaubend am nächsten Morgen aufzuwachen und den in Nebel gehüllten Wasserfall zu erblicken.
Am frühen Abend machten wir noch eine kleine Erkundungstour durch die kleine beschauliche Ortschaft Cocachimba.
Hallo Ihr Beiden, tolle Bilder.
Wenn man so sieht, dass die Grabbeigaben nach dieser langen Zeit noch im Grab liegen, kann man ja an ein Leben nach dem Tod nicht mehr wirklich glauben.
Das Zimmer mit dem tollen Ausblick ist ja echt traumhaft.
Bis bald
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Hallo Mutti, die Grabbeigaben und Skelette sind nicht original sondern nur rekonstruiert. Die Originale – oder das was davon übrig gebliebenen ist – sind in den Museen ausgestellt. Was ich vorher nicht wusste, welch eine große Vielfalt es an Präinka-Kulturen gegeben hatte, bevor die Inkas diese unterworfen hatten. Diese Kulturen sowie auch die Inkas glaubten an die Unterwelt, das Hier und Jetzt und die Oberwelt. Diese drei Welten wurden durch Jaguar, Schlange und Kondor symbolisiert. Heutzutage und in unseren Breiten darf man ja zum Glück an das glauben was man will oder auch nicht will. Trotzdem ist es sehr interessant wie der Alltag dieser Kulturen durch ihren Glauben bestimmt wurde, in einer Zeit als in Europa das römische Reich bestand.
Der Gocta Wasserfall ist wirklich ein beeindruckendes Naturschauspiel und wir hatten ein riesiges Glück mit der Auswahl des Hotels durch unsere Reiseleitung.
Einen schönen ersten Advent und bis die Tage liebe Mutti,
Imre
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